Der Sieg des Kreuzes über den Islam: Córdoba

Religiosphilosophie

Die Mezquita in Córdoba

Der Mihrab in der Mezquita von Córdoba

Der Hauptaltar der Kathedrale von Córdoba, die innerhalb der Mezquita gebaut wurde.

Flamenco in einem Restaurant in der Juderia von Córdoba vor dem Bild der Heiligen Jungfrau.

Zurück von einer Reise nach Granada, Jaén, Córdoba und Sevilla überschlagen sich die Bilder. Hauptsächlich geht es um zwei monotheistische Religionen, den Islam und das Christentum. Das Judentum war dort auch allgegenwärtig, spielte aber als Religion eine geringere Rolle, politisch kaum eine. Die drei Religionen haben zusammengewirkt und Erstaunliches hervorgebracht. Die Hauptrolle - in der Politik und in der Kunst - haben jedoch die Muslime und die Christen gespielt. In Córdoba ging mir das Thema Gottesbilder wieder durch den Kopf. Meine Augen konnten nicht glauben, was sie sahen. Vorausschicken möchte ich, dass der Islam zwar Gottesbilder verboten hat, jedoch nicht ganz bildlos ist, denn Worte sind auch Bilder, und Allah hat 99 Namen (Namen sind auch Bilder). Aber die überdimensionale Mezquita, die die Muslime in Córdoba gebaut haben (erstes Foto), wirkt mit ihren tausend Säulen und Bögen beruhigend und lädt ein zu Besinnung und Meditation. Man findet, wenn man die Tausende von Touristen gedanklich abschaltet, leicht zu sich selbst (siehe oberstes Bild).

Der Mihrab (zweites Foto), die Gebetsnische der Muslime ist auch bildlos so wunderschön, sie zeigt keinen Gott und keinen Heiligen, sondern nur eine Richtung: den Osten.

Die Christen, als sie gegen die Muslime gesiegt haben, haben gemeint, sie hätten auch über den Islam gewonnen. Die Mezquita wurde zum Teil umstrukturiert und zu einer christlichen Kathedrale umgebaut. Der Sieg des Christentums bedeutete religiös auch den Sieg der Gottes- und Heiligenbilder. Der Hauptaltar (siehe drittes Foto), ja der ganze christliche Raum, bietet eine regelrechte Bilder-Orgie. Das Auge ist beschäftigt, der Geist überfordert, die Ruhe der Mezquita vergewaltigt.
Die Menschen lieben aber anscheinend Bilder aller Art: Die Touristen fotografieren am allerliebsten den christlichen Teil des Gebäudes mit seinen unzähligen und - wenigstens ästhetisch - unseligen Bildern.

Eines Abends saßen wir in einem Restaurant in der Juderia (dem ehemaligen Judenviertel) von Córdoba (viertes Foto). Gutes Essen und Flamenco wurden angeboten. Getanzt wurde vor dem Bild der Heiligen Jungfrau Maria. Ich dachte ganz kurz und rein assoziativ an den Tanz um das goldene Kalb. Das Essen war aber ausgezeichnet, und die Menschen lieben scheinbar das pralle Leben eher als zwei bildlose, mit Jahwe-Weisungen dicht beschriftete Steine.